Zitate

  • Gegen die Regeln

    Fiktionales Erzählen ist im Grunde eine unglaublich konservative, von Regeln verstellte Kunstform. Mehr als zeitgenössische Musik, mehr als Film und weit mehr als bildende Kunst. Am Ende eines jeden Schreibprozesses fühle ich mich klaustrophobisch eingeengt, möchte der Zwangsjacke entfliehen, die ich mir selbst angelegt habe. Dann macht es enormen Spass, gegen jede Regel verschiedene Genres…

  • Die Aufgabe des Theaters

    Lesen!: Das Theater soll uns in bester Biedermeier-Tradition ein ideales Leben vorspielen und uns das Gefühl geben, daran teilzuhaben. Dieses nur notdürftig kaschierte Kuschelbedürfnis hat sich absurderweise auch längst in jenes Theater eingeschlichen, das den Anspruch hat, ein politisches zu sein. Das Theater unserer Tage macht sich der Politik ähnlich, anstatt diese zu unterlaufen oder…

  • Bücher verstehen dich

    06:22 BIBLIOTHEK Du ziehst die Kladde mit der roten Plastikhaut unter deiner zum Kopfkissen zusammengerollten Wolldecke hervor, blätterst sie durch bis zu der Stelle, wo die leeren Seiten beginnen. Du = Bianca hast eine Menge geschafft, aber es gibt immer noch genug zu füllen. Buntstifte oder Wachsmalkreide? Und welche Farbe darf als erste? Oder gar…

    Bücher verstehen dich
  • Für das Aushalten von Komplexität

    Wir glauben nicht, dass man Komplexität auflösen oder beschwichtigen kann, zähmen vielleicht durch Reduktion, dadurch, dass man Knoten zerhaut. Wir glauben, dass Komplexität lebbar werden muss, denn es wird schwerlich eine Welt geben (wenn wir von Katastrophen verschont sind), die weniger komplex ist als die, in der wir leben. Wir glauben sogar, dass es eine…

  • Vom Internet abwenden?

    Zunächst einmal bleibt zu attestieren, dass da etwas total schief gelaufen ist mit dem Internet. Da lagen Potentiale drin, aber es scheint mittlerweile komplett erfasst von der schnöden Logik des Kapitals, da scheint nur noch die schwarze Sonne der Langeweile. Vielleicht sollte man sich davon abwenden. Hans-Christian Dany: „In einer Utopie der Idioten sehe ich…

  • Den Commercial Realism von innen heraus überwinden

    Und da ist dieses Buch erschienen, das ziemlich Wind gemacht hat vor zwei Jahren von James Wood, Die Kunst des Erzählens oder Schreibens, glaube ich, How Fiction works . Da ist das alles, diese Machartsfragen, wirklich sehr toll nochmal ausgeführt für die amerikanische und englischsprachige Welt. Da gibt es diesen wunderbaren Begriff vom Commercial Realism…

  • Der schreibende Mensch

    Der schreibende Minsch hingegen ist permanent mit einem Bewusstsein zusammengeschlossen, das mühsam den Dingen ihre Erzählung erst abringen, die Welt in Zeilen überführen, ›herzählen‹ muss, wie man das nach Flusser vielleicht bezeichnen könnte. Wer schreibt, der liest deswegen auch anders. Er sieht in jedem Faktum eine Faktur, eine heuristische Rechnung, die nie ganz aufgeht und…

  • Die Zukunft des Schreibens war gestern

    Endlich spricht es mal jemand aus: Wer sich mit der Cut-up Technik von Burroughs anfreunden kann, ist der Zukunft des Schreibens und der Kommunikation näher als alle Gralswächter der Theorie je sich wähnten. Siggi Becker: Schwung der Figur im wendenden Punkt

  • Struktur und Ereignis

    Wie eng Struktur und Ereignis im Symbolsystem der deutschen Sprache miteinander verflochten sind, läßt sich an dem Satz »Es regnet.« sehr schön verdeutlichen. Hier wird ein Phänomen mitteilbar, dessen Ereignishaftigkeit keine phänomenologische Entsprechung aufweist: Es gibt kein »Es«, das für das Ereignis »Regen« verantwortlich zu machen wäre. Damit tritt eine rein grammatikalische Struktur an die…