Arsenal der Minotauren

nach Texten von Borges, Calvino, d´Alembert, Eco, Greenaway, Leibniz, Lichtenberg und aus alten Lexika
und Musik von Bach, Mozart, Nyman, Vivaldi
mit Gabriele Drechsel, Susanne Burkhard, Tino Lindenberg, Peter Molitor
Produziert von Staatstheater Darmstadt / Hessische Theaterakademie / Institut für Angewandte Theaterwissenschaften der JLU Giessen
Komposition & Montage: Steffen Popp
Sendungen/Aufführungen: 27.02.03, Coburg, 7-Lounge, Cross Art e.V. / 25. bis 28.06.03, Gießen, „Theatermaschine“ / 22.11.08, Rostock, Stadtbibliothek, 16.00 Uhr, „Höhenrausch Festival“ / 15.02.09, Weimar, e-Werk, 18.30 Uhr, Festival „Synapsen – Theater trifft Naturwissenschaft“ des Deutschen Nationaltheaters Weimar

Vier Geschichten und Sprecher nähern sich dem Phänomen der (Universal-)Bibliothek: sie versuchen sich in der Wissenschaft, verirren sich zwischen den Regalen, entdecken ein unmöglich-endloses Buch und treffen auf andere merkwürdige Leser. Phantastische Folianten werden aufgeschlagen, 200 Jahre alte Lexikonartikel beleuchten die Nöte des menschlichen Körpers, endlich erfährt man, was es mit dem Laplaceschen Dämon auf sich hat. Dazwischen wird getrunken und Bach gehört.

DER KAMPF WIRD IN DEN WOLKEN AUSGETRAGEN
UND MIT DEM ARSENAL DER BIBLIOTHEKEN
WER KEINE HÄNDE HAT LIEST MIT DEN ZÄHNEN

Heiner Müller: Anatomie Titus Fall Of Rome

Eine CD mit der kompletten Aufnahme in Stereo kann für 7€ Unkostenpauschale zzgl. Porto bei mir bestellt werden.

Presse

COBURGER TAGEBLATT, 27. Februar 03 // Labyrinth der Klänge – „Cross Art“ und „Kulturschock“ präsentieren Hörstücke von Steffen Popp // Von Jochen Berger
Die Reise führt in ein akustisches Labyrinth. Wer sich hinein begibt in diesen Irrgarten aus Klängen, Geräuschen, Worten und Tönen, wer sich hineinziehen lässt in dieses scheinbar wuchernde Dickicht, mag zunächst Mühe haben, die Orientierung nicht zu verlieren. „Arsenal der Minotauren“ hat Steffen Popp sein ambitioniertes Hörstück genannt, das am heutigen Donnerstag (21 Uhr) als Coburg-Premiere zu erleben ist.
In der „7Lounge“ (Metzgergasse 2) präsentieren „Kulturschock Coburg“ und „Cross Art“ erstmals gemeinsam eine Veranstaltung – einen Hörabend, bei dem neben dem „Arsenal der Minotauren“ auch die Klanginstallation „Quiet In The Valley Of Unrest“ zu hören sein wird, die von Juni bis September 2002 am Vismarkt der Kulturhauptstadt Brügge im Rahmen des wav-Festivals zu erleben war. Der junge Coburger Künstler, der in seiner Heimatstadt mit Regiearbeiten („Mond auf dem Rücken“) sowie Regie-Assistenzen („Die Schaukel“, „Gretchen 89ff.“) und ambitionierten Theaterprojekten („mallpassant“) hervorgetreten ist, stellt sich damit als Autor von Hörkunst vor. Sein „Arsenal der Minotauren“ entstand als Diplom-Arbeit am Institut für angewandte Theaterwissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen, wo Popp seit 1998 studiert.
Steffen Popps Hörstück erweist sich als ambitioniertes Projekt, das utopische Projekt einer universalen Bibliothek in immer neuen Annäherungen gleichsam zu umkreisen und virtuell hörbar werden zu lassen. Das „Arsenal der Minotauren“ ist eine komplexe Klangcollage, die ein Kaleidoskop an Textausschnitten (von Borges bis Eco, ergänzt durch Auszüge aus Lexikonartikeln) mit (verfremdet) eingearbeiteten Musikausschnitten kontrapunktierend verbindet.
Dabei sollte der erste Eindruck vielfach sich überlagernder Elemente mit ihren abrupten Brüchen und schroffen Schnittstellen nicht zu der Annahme verleiten, Popp habe improvisatorisch dem Spiel der Assoziationen ungehindert freie Bahn gewährt.
Vielmehr verbirgt sich dahinter ein beziehungsreicher Bauplan mit strengen Konstruktionsprinzipien, bei denen sich Popp vielfach von musikalischen Kompositionstechniken leiten ließ. Darin zeigen sich nach eigener Aussage auch Einflüsse Heiner Goebbels, der – erfolgreicher Komponist, Regisseur und Dirigent – seit 1999 als Professor in Gießen unterrichtet.
Erkundungen an den Rändern des klassischen Theatersystems gilt Steffen Popps besonderes Interesse – auch wenn die für experimentelle Darstellungs- und Aufführungsformen aufgeschlossene freie Theaterszene in Deutschland angesichts der gegenwärtigen Wirtschaftssituation um ihr Überleben kämpfen muss.
Wohin soll Steffen Popps künftiger Weg führen nach dem voraussichtlichen Studienabschluss im Sommer? Noch schwankt der ehrgeizige junge „Audio-Art-Künstler“ zwischen Theater und Hörfunk. Immerhin ist der Rundfunk bereits aufmerksam geworden auf den jungen Studierenden. So wird Popp im nächsten Monat vorgestellt im Rahmen der „Newcomer Werkstatt“ von DeutschlandRadio Berlin (Freitag, 28. März, 0.05 Uhr). Derweil arbeitet Popp seit geraumer Zeit bereits an einem Romanprojekt unter dem Titel „fabularasa“, das er einstweilen noch vorsichtig „einen etwas längeren Text“ nennt.

Material

Dokumentation „Arsenal der Bibliotheken“ als PDF


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