Das nächste Level des digitalen Buches

… steht in den Startlöchern.

Neulich schrieb ich einen Einwurf zur Ebook-Kontroverse, wo ich monierte, dass das Ebook aus meiner Sicht derzeit künstlerisch noch wenig attraktiv ist, wenn man nicht einfach nur Inhalte transportieren, sondern mit dem Medium auch formal spielen will. In einem Kommentar bei Buch&Netz lamentierte ich über das Dauergescrolle bei ansonsten vielversprechenden neuen Buch-Zuerst-im-Netz-Initiativen wie pressbooks oder substance.io. Denn so richtig und wichtig es mir scheint, das Bücher mehr und mehr direkt im Internet abgebildet werden bzw. dort in einer Opensource-Variante erstpubliziert werden, so sehr hänge ich auch an dem Gefühl des Blätterns, was mir zugleich auch den Text komfortabler unterteilt, als eine ewige Srollbar. Und eben auf Tablets, zu denen der Trend ja sowieso noch zunehmen wird, einfach sehr viel komfortabler zu bedienen ist.

Scheinbar stehen für beide Probleme bald Lösungen ins Haus: Nämlich einerseits epub3. Dieses bringt das epub-Format endlich auf HTML5-Höhe, womit Medieneinbindung und Formatierungsmöglichkeiten ein ganz anderes Level erreichen. Das bisherige epub2.01 lässt ja leider keine vom Autor festgelegte Schriftformatierung zu, womit es für Menschen wie mich, denen auch das Aussehen eines Textes wichtig ist, suboptimal und eher zweite Wahl nach pdf ist. Zudem ist damit keine Audio/Video-Einbindung möglich (dafür erfand man dann das „enhanced Ebook“), und werden Verlinkungen ins Netz von vielen Readern nicht interpretiert.

Der zweite Hoffnungsträger heißt CSS Generated Content for Paged Media, eine Initiative von Opera’s CTO Håkon Wium Lie. Die versucht, dem Wandel hin zu Tablets auch im Webdesign entsprechend Rechnung zu tragen: vom Scrollen zum Wischblättern. Opera hat auf Basis seines Browers schon mal einen Demoreader gebastelt, der zeigt, wie’s aussehen könnte.

Damit stehen aus meiner Sicht endlich die Techniken in den Startlöchern, dass das digitale „Buch“ – sei es im Netz, als Datei oder beides – auch künstlerisch interessant wird. Haben sich die erstmal durchgesetzt, werden Experimente mit diesen neuen Möglichkeiten hoffentlich bald folgen. Und das Ebook vielleicht endlich doch noch einen anderen Mehrwert haben als die bloße Virtualisierung des Analogkonzepts.


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