Wer eine Entscheidung fällen will, wer eine Verantwortung übernehmen will, muss also diese brechen, ablenken, unterlaufen, unterscheiden, differenzieren, verändern – das heißt das Unmögliche erfinden. (…) Aber kann Kunst das Unmögliche erfinden? (…) Einige dieser Arbeiten sehen aus, als ob sie möglich wäre: eine Kunst als Gegenärtigkeit von Intensitätsdifferenz, als nicht metaphysische Präsenz von Differenz, als eine intensive Anwesenheit, die nicht aufhört, die Unmöglichkeit von Gerechtigkeit, Freiheit und befreiter Subjektivität als unakzeptabel erscheinen zu lassen. (…) Trotz allem, was gegen sie spricht, realisiert sich eine solche Kunst in Form von paradoxen materiellen Ereignissen, deren Augenblicke bezeugen, dass die globalkapitalistische Spektakelkultur ncht alles gewesen sein kann.
Wilfried Dickhoff: Das Zuvorkommende. Eine Kunstkritik. Zürich-Berlin: Diaphanes, 2009, S. 27-29
Siehe auch Die Wahrheit der Kunst im Zeitalter des Digitalen – Plädoyer für die Passion des Paradoxes.