So sehr die eventkapitalistische Lage der Kunst, selbst in den Formenstrukturen jedes Einzelwerks, anwesend und unaussetzbar ist: Kunst ist nur, wenn sie dennoch widersteht, wenn sie sich nicht in devoten oder ideologiekritischen Illustrationen des kapitalistischen Elends ereignsvergessener Erlebnisproduktionen erschöpft (…) Interessant ist einzig eine Kunst, die das Unmögliche in allem zu sehen gibt, es niemals aus den Augen verliert, aber in jeder ihrer Nuancen auf Unverhofftes gerichtet ist. (…) Das Kapital ist der Regisseur aller Sichtbarkeiten und Unsichtbarkeiten, aller Geräusche und selbst der irreduziblen Stimmen des Schweigens, die darin nach wie vor vernehmbar sind. Sie sind als Ursprünge unmöglicher Überschreitun in Immanenz nicht tot zu kriegen. Sie sind die Keimzellen des Widerstands des Kapitalismus als Museum der Welt, als Gedächtnis all dessen, was möglich ist. Mit einem Wort: Das Begehren des Unmöglichen ist die Vernunftidee der Kunst.
Wilfried Dickhoff: Das Zuvorkommende. Eine Kunstkritik. Zürich-Berlin: Diaphanes, 2009, S. 13-16
Siehe auch Phantastik ist Wahrheit.