Auch dies, wie den elften September, die Terroranschläge, haben wir bereits vorhergeträumt: Im Kino.
Contagion. Outbreak. Pandemie. 12 Monkeys. 28 Days Later. Dallas Byers Club. Zoomania. Planet der Affen. World War Z. The Walking Dead …
Macht es Sinn, jetzt wo wir sowieso zunehmend vor die Flimmerkiste verdammt sind, da nochmal reinzuschauen?
Wie verliefe diese Krise ohne diese kollektiv unbewusste Vorübung? Der Ausgang im Kino in der Regel: eher nicht gut. Nicht, weil dies wahrscheinlicher (oder realistischer) wäre. Sondern weil es unsere Gegen-Strategien und -Kräfte aktiviert.
Eine davon ist der Trost, der im Erzählen selbst liegt: Mary Shelleys Frankenstein – und damit quasi die gesamte SF – ist aus der Situation der Pandemie und Wetterkapriolen heraus entstanden. Das Decamerone, na klar. Kurzgeschichten von Edgar Allan Poe, wie jene über Die Maske des roten Todes…
Und was würden wir jetzt ohne das Internet machen? Mit ihm im Tal der Enttäuschung angekommen, bekommen die sogenannten »Sozialen Medien« unverhofft eine zweite Chance. Sich diesen Namen nun wirklich zu verdienen. Wo unsere Körper sich nicht mehr versammeln sollen, Abstand geboten ist, kann hierüber Ansprache, Zuwendung, Solidarität, Kultur organisiert, zumindest teilweise kompensiert werden.
Schon schießen über die Messenger die ersten Selbstorganisationsnetzwerke #NachbarschaftsChallenge #SoliCorona usw. aus dem Boden. Sie drucken Plakate, richten Verteilstellen ein, organisieren Nachschub. Mittels der Software Folding@home können die freien Rechenkapazitäten von Heimcomputern bei der Erforschung des Virus und möglichen Wirkung von Impfstoffen mithelfen. (Nachtrag: Aktuell ergibt das den schnellsten Supercomputer der Welt.)
Doch es muss sich erst erweisen, ob diese Fraktion langfristig die Mehrheit behält. Auch die Verschwörungstheorien schießen natürlich wieder ins Kraut. Letztere hier zu wiederholen, verstärkte nur deren Viralgehen. Daher hierüber Schweigen.
Mithelfen bei der Rückkehr von Vernunft und Aufklärung. Sich auf das Positive konzentrieren, es damit verstärken helfen, dabei das Negative aber nicht verschweigen. An den kategorischen Imperativ als brauchbare Handlungsmaxime erinnern. Aus dem sich einfach ableiten lässt, warum z.B. Hamsterkäufe kurzfristig und persönlich zwar sinnvoll, auf lange Sicht für alle aber höchst kontraproduktiv sind. Einmal bei den Nachbarn rechts und links nachfragen, wer Unterstützung braucht. Macht das jeder, ist allen geholfen, ohne das dabei der notwendig vorrangige (und in den Erste-Hilfe-Kursen gelehrte) Selbstschutz aufgegeben wird, ohne das persönliche Überforderung eintritt.
Vor allem zwei Bevölkerungsteile aus der Ferne unterstützend bevorzugt in den Blick nehmen: die Alten, natürlich. Aber eben auch: diejenigen, die weiterhin sich Aussetzen müssen: Krankenhauspersonal, THW, Kassierer*innen, Apotheker*innen etc. pp.
Heute begonnene Lektüre (Lesen gilt ja jetzt als Beruhigungsmittel):
DER SPIEGEL Nr. 12: Sind wir bereit?